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Klaus Woltron

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Auf Messers Schneide

Gefühlte tausend Interpretationen des Wahlergebnisses der Bundespräsidentenwahl 2016 sind bereits erschienen. Wiederkäuen ist meine Sache nicht. Ich beschränke mich daher auf meine ganz persönliche Betrachtung und Vorschau.

Klaus Woltron
Klaus Woltron

Das paradoxe Verdienst der FPÖ

Zum Ersten müssen sich sowohl der nunmehr auf den Schild gehobene grüne Wahl — Leihopa als auch alle anderen Parteien jenseits des Konsortiums SPÖ/ÖVP bei Gottseibeiuns Strache & Co bedanken. Ohne diesen hätten wir gestern wieder Werner Faymann und seine wackeren Mitstreiter im TV begrüßen dürfen, samt deren gewähltem Kandidaten. Der Herr Professor wäre nie als ernst zu nehmender Kandidat aufgetaucht. Man mag zu Strache und seinem Club stehen, wie man will — dieses Verdienst kann ihm niemand streitig machen.

Die Wohltat des Vergessens

Weiters sollte man sich anstrengen, die in dem viel zu langen Wahlkampf ausgeaperten Gemeinheiten, Untergriffe und Charakterlosigkeiten zu verdrängen:  Woran man nicht dauernd denkt, wird letztendlich unwirklich. Dass man die Absichten diverser Kampagnen von beiden Seiten gemerkt hat und deswegen durchaus verstimmt sein darf, möge man unter dem Titel: "Wie der Schelm denkt, schreibt und verunglimpft, so ist er" im  File "Nirwana" abspeichern. 

Die Strahlwirkung

Letztendlich hat das Ergebnis der Wahl zwei bedeutende positive Aspekte:

  1. Alle Politiker wissen jetzt, was sehr große Mehrheiten der Bevölkerung im Grundsatz wirklich wollen, und wofür diese auch bereit ist, Altbewährtes und Liebgewordenes über Bord zu werfen. Ein weiteres mal so zu tun, als gäbe es die Leute nicht, wird sich niemand mehr getrauen.
  2. Der neue Bundeskanzler hat eine klare Indikation dafür, was von ihm erwartet wird und vermag sein Programm und dessen Umsetzung daran anzupassen. Es ist ein unschätzbarer Vorteil, sich an einer solch aktuellen Momentaufnahme des Willens der gesamten Bevölkerung orientieren zu können.

Die Tatsache, dass an der Staatsspitze nunmehr zwei Vertreter der linken Reichshälfte werken, birgt allerdings das hohe Risiko, dass es bei der nächsten Nationalratswahl zu einem überkompensierenden Wählerverhalten kommt. Es hängt ausschließlich vom neuen Bundeskanzler und dessen Fähigkeit ab, seine Pläne umzusetzen und die Üblichen Verdächtigen zu disziplinieren.. Das wird aber nicht ohne höchst schmerzliche Einschnitte gehen, welche zu einer noch stärkeren Polarisierung der ohnehin schon aufgebrachten Bevölkerung führen könnten.

Im Interesse aller sollte man nunmehr wohlwollend und mit einem hohen Vertrauensvorschuss die nächsten hundert Tage vorübergehen lassen. Dann wird man abschätzen können, ob der Zufall die Kugel auf die richtige Seite fallen ließ.

 

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