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Klaus Woltron

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Das Jahr des Zweifels

Heuer feiern wir ein Weihnachtsfest wie keines zuvor. Viele von uns erleben diesmal, der Not gehorchend, besonders ruhige Feiertage. Das Jahr hat uns alle über Gebühr in Anspruch genommen. Allzu Vieles hat uns zugesetzt................

Klaus Woltron

Zahllose Experten meldeten sich mit widersprüchlichen Meinungen, Politiker nutzten die Krise zu zweifelhafter Profilierung. All das lässt den Bürger resignierend zurück. Zur Angst vor der wirtschaftlichen Zukunft gesellt sich nagender Zweifel: Wer hat Recht in dem irren Tohuwabohu? Was tun?

Frühe Erfahrungen

Die Geschichten der Pestepidemien, die in Europa zwischen 1346 und 1353 geschätzte 25 Millionen Todesopfer — ein Drittel der damaligen Bevölkerung — forderte, oder der verheeren-den spanischen Grippe (1918/20) zeigen, dass immer schon unterschiedlichste Meinungen zum Umgang mit dem Übel — bis hin zu Mord und Totschlag — herrschten. Eine ähnliche Krise habe ich selbst erlebt. In den Fünfziger- Jahren des vergangenen Jahrhunderts erschien zu Schulbeginn die eine oder andere Schülerin, ein guter Freund, nicht mehr zum Unterricht. „Der Hermann liegt in der Eisernen Lunge“, teilte die betrübte Lehrerin den erschrockenen Knirpsen mit. Jeden Sommer forderte die Kinderlähmung unbarmherzig ihre Opfer, bis die erlösende Nachricht kam: Es gibt eine Impfung! Binnen kurzer Zeit wurden alle Kinder geimpft, das lebensgefährliche Polio — Virus verschwand. Manche der damaligen Opfer sind leider noch immer auf Krücken oder den Rollstuhl angewiesen. Heutzutage scheint es fast, als fürchte man die COVID — Impfung mehr als das Virus selbst. Woher kommt diese Verwirrung?

Eine folgenschwere Wirkung der Pandemie ist der Verlust des Vertrauens der Menschen in Autoritäten, Ordnungen und Obrigkeiten. Wissenschaftler vertraten einander völlig widersprechende Meinungen und verkündeten sie, neben hunderten anderen selbsternannten Experten, auf allen Kanälen. Nach einer kurzen Phase der Einigkeit im Frühjahr, als der Schock alle Parteien gleicher-maßen erfasste, bezog jede Fraktion einen eigenen Standpunkt und benutzte die Krise zur Verunglimpfung aller Maßnahmen, welche die Regierung, selbst zutiefst verunsichert, verordnete. Man schielte über die Grenzen, pries einmal die Asiaten, dann die Schweden, entsetzte sich über das Geschehen in Italien, fluchte den Amerikanern und Brasilianern, während man selbst gerade in eine neue Krise stolperte. Mittlerweile erhält man bei der Befragung von zwei Politikern fünf Meinungen und zehn Patentrezepte.

Überdruss und Zweifel

Die Bürger sind des Zwists und der Verunsicherung müde. Sie entwickeln sich zu einem Volk von Zweiflern, Misstrauischen und Ungläubigen. Der Eiertanz der Obrigkeiten und Experten rund um das Corona — Virus und seine Bekämpfung ist freilich nicht der einzige Grund für diesen Rückzug ins Schneckenhaus der Skepsis. Der Bürger verfolgt mit Grausen die aggressiven Debatten in den unzähligen Diskussionsrunden, die Verhöre von höchsten Vertretern der Republik im TV, wo man sie behandelt wie Angeklagte. Endlose Rededuelle ohne greifbare Resultate, spitzfindige Argumente abseits der Fakten, die meist der Eitelkeit der Diskutanten dienen, ermüden den Bürger. Unter dem wirtschaftlichen Druck der Krise nimmt so mancher zu Betrug und Schwindel Zuflucht. Es gibt kein Tabu, das nicht angetastet, nichts Heiliges, das nicht geschändet, kein Denkmal, das nicht unbestraft besudelt wird. Die Tabu — Verletzung ist zu einem einträglichen Gewerbe geworden — man denke an die auflagensteigernde Herabwürdigung von religiösen Symbolen, den Miss-brauch des Internets zur Diffamierung von Parteien und individuellen Meinungen. Die Political Correctness erdreistet sich, mit dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch, ohne demokratische Legitimation, anmaßend in Konkurrenz zu treten. Parlamentsdebatten werden von keifenden Frauen und schreienden Männern zur Bassena- Bühne herabgewürdigt, der amerikanische Präsident, Herr der Welt, lügt schamlos im Internet — wem kann man da noch glauben? Warum stehen unterschiedliche Parteien in einer großen Krise nicht ausnahmsweise uneigennützig zusammen? Was ist weiterhin heilig, welcher über Jahrhunderte erprobte Wert wird nicht schamlos untergraben? Die Gesellschaft der Zweifelnden gleicht einer Seilschaft im Nebel, welcher Wanderkarte und Kompass verlorengegangen sind. Ordnungen, die einst dafür sorgten, dass die Men-schen, aufeinander Rücksicht nehmend, in Frieden miteinander auskamen, bröckeln.

Der Wert der Glaubwürdigkeit

Vertrauenswürdigkeit wird sich zu einer neuen gesellschaftlichen Währung entwickeln. Nicht das schnelle glatte Wort sollte zählen, nicht die Nutzung aller Tricks der Waschmittelwerbung. Die Tat ists, die nützliche, welche jede Obrigkeit ziert. Das Wichtigste dazu steht in der Bibel: „An ihren Werken sollt ihr sie erkennen“ (1. Johannes 2,1-6) — und nicht an bunten Broschüren, spitz-findigen Reden und feierlichen Ansprachen. „Eure Rede aber sei: Ja! Ja! Nein! Nein! Was darüber ist, das ist vom Übel“. (Matth. 5,37): Ein gutes Motto zur Weihnachtszeit und zum Aufbruch in ein neues Jahr.

Kommentare
Elisabeth Frühling-Hollinetz am 18.12.2020 um 18:10 Uhr:

Es geht nicht um Rede oder Werke, es würde schon reichen, wenn Worte Wahrheit, Geist, Werte vermitteln würden. In Österreich herrscht ein intellektuell geistiges Vakuum, oder, die Stadt Wien, ein Wasserkopf, das geistige Oberhaupt, das ausgedient hat, weil Gehirnmasse mit der Zeit durch Wasser ersetzt wurde. Eine Stadt will die Macht nicht aufgeben und über Medien, Verwaltung, Gerichte den Bundesstaat weiter beherrschen. Selig jene, die die die ideologische Unterdrückung durch den Menschlichkeit vorgaukelnden, aber im Grunde gottlosen, menschliches Leben verachtenden Sozialismus und Rechtsradikalismus durchschauen. Wien, die narzisstisch gekränkte rote Stadt die herrschen möchte indem sie politisch Andersdenkende nicht regieren lässt und eine breite Plattform für Hasspolitik bereitstellt ... natürlich ... auch wenn das Menschenleben kostet. Systemisches Denken ist eh zu kompliziert für ein systematisch mit gezielter Feindbild-Propaganda verblödetes Volk.