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Klaus Woltron

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Donald Trumps Kulturrevolution

Wird Putin warten, bis hierzulande aufgerüstet und "skygeshieldet" ist?

Klaus Woltron

Was seit Trumps Inauguration geschah..

Die ersten Wochen der US- Kulturrevolution 

  1. Begnadigung von Kapitol-Stürmern
  2. Kündigung des Pariser Klimaabkommens
  3. Austritt aus der WHO
  4. Einrichtung von DOGE unter der Leitung von Elon Musk
  5. Abbau von tausenden Beamten
  6. Abschiebung von illegalen Migranten
  7. Abschaffung der Staatsangehörigkeit durch Geburt
  8. Einstufung von Kartellen als Terrororganisationen 
  9. Beendigung des Ukraine-Kriegs
  10. Zölle für Mexiko und Kanada
  11. Einverleibung von Panamakanal und Grönland

Donald Trump krempelt die USA in Windeseile um und verstört dabei die ganze Welt. Kann das gutgehen? Es gibt abschreckende und ermutigende Beispiele. 

Geschichtliche Beispiele für Systemrevolutionen

Joseph II

Joseph II., der Sohn Maria Theresias, regierte von 1780–1790. Er  war von den Ideen der Aufklärung beeinflusst, betrachtete sich als „erster Diener des Staates“ und wollte durch Reformen die Effizienz der Verwaltung und die Lebensbedingungen seiner Untertanen verbessern. Toleranzpatent, Klosteraufhebungen, Zentralisierung der Verwaltung, Reform des Rechtswesens, Steuer-und Bildungsreformen und vieles mehr griffen massiv in bestehende Ordnungen ein. Die Reformen waren oft überstürzt und undurchführbar: Adel,  Kirche, Bauern und Beamtenschaft leisteten offenen oder verdeckten Widerstand. Kaiser Josephs  letzte Jahre waren von politischen Misserfolgen, schweren Krankheiten und tiefer Enttäuschung  geprägt. Nach seinem Tod wurden viele seiner Reformen von Nachfolger Leopold II. zurückgenommen, um Unruhen zu vermeiden.

Mao Zedong

Mao versuchte mittels der "Großen Kulturrevolution" (1966-1976) sein Riesenreich umzukrempeln. Bildung und Wissenschaft wurden massiv geschwächt, da Schulen und Universitäten jahrelang geschlossen blieben. Die Wirtschaft litt unter der Instabilität, was zu einer massiven Schwächung Chinas führte. Die "Großen Kulturrevolution" endete in einem Fiasko, mit Millionen Opfern. Sie gilt heute in China als nationale Katastrophe. 

Das sind nur zwei, allerdings besonders drastische, Beispiele von brutalen Eingriffen in bestehende soziale und politische Systeme. Was Donald Trump derzeit, unterstützt vom Krösus und manischem Autisten Elon Musk, unternimmt, geht freilich weit über die Grenzen der USA hinaus. Ob er das Schicksal von Mao, Josef und anderen Systemzerstörern teilen wird? Es wird jedenfalls die ganze Welt betreffen. 

Erfolgreiche Umstürze

Die friedliche Auflösung der Sowjetunion, der Zusammenbruch der DDR und die darauffolgende Wiedervereinigung Deutschlands sind trotz großer Konflikte und Nachwirkungen positive Beispiele. Es gelang,  enorme politische, wirtschaftliche und soziale Probleme friedlich zu lösen. Auch das das Ende des Apartheid- Regimes  in Südafrika kann als Beispiel für eine erfolgreiche Systemänderung dienen, obwohl die Folgejahre sich nun wenig erfreulich erweisen.  

Schockstarre in  Europa

Präsident Trump hat Anhänger in Euphorie, Gegner hingegen in Schockstarre versetzt. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz (14.-16. Februar 2025) wurde durch den ernüchternde Rede des neuen US- Vizepräsidenten Vance Geschichte geschrieben. In Europa herrscht deswegen Panik. Die führenden Politiker des Kontinents erkennen, dass die USA, welche  die NATO-Allianz geschaffen haben, nun offenbar dabei sind, sie zu zerstören. Trump rehabilitiert Russland im Ukraine- Krieg.  Die sicherheitspolitischen Folgen für Europa sind gravierend.  Dies haben die  Politiker und Bürger Europas noch nicht vollständig verinnerlicht.  Der Präsident entlässt tausende Beamte, löst ganze Behörden auf und beteuert, man "mache Schluss mit Korruption, Betrug und Missbrauch". Kritiker warnen, dass er das Land im Eiltempo in eine Verfassungskrise oder gar eine  Autokratie führt. 

Die Art und Weise, wie Trump seine Ziele verfolgt, ist verstörend.  Trump wird kein weiteres Extrem scheuen.  Eine brutale Runde ist eingeläutet- in den USA und weltweit. Ob es möglich ist, binnen ganz kurzer Zeit eingespielte Systeme, Partnerschaften, Bündnisse und alte Freund- und Feindschaften umzustürzen und in ihr Gegenteil zu verkehren? Was werden die Europäer dem allen entgegenzusetzen haben?

Eine Kulturrevolution in Europa

Europa hat sich, in maßloser Selbstüberschätzung, zwischen alle Stühle- Russland, China und nun auch die USA — gesetzt. Nicht einmal Telefonanrufe aus Brüssel akzeptiert Trump. Es dämmert den sättigen EU- Anführern, dass die Zeit des erhobenen Zeigefingers und der  selbstgerechten Weltbeglückung jählings zu Ende geht. Die Schrumpfung des aufgeblasenen politischen Zwergs zu seiner tatsächlichen Größe wird sehr schmerzhaft sein. Vorbei ist es mit dem woken Räkeln der Europäer  im hypertrophen sozialen Faulbett und der trügerischen Selbstgewissheit baldiger militärischer Potenz. Bis man die Kraft zur Verteidigung gegen das angeblich dräuende Russland entwickelt haben wird, werden viele Jahre vergehen. Was aber passiert bis dahin? Wird der schröckliche Putin warten, bis hierzulande aufgerüstet und "skygeshieldet"  ist? Wenn er wirklich marschieren will, wird er es bald tun- oder gar nicht

Diese und viele andere Fragen werden unsere Obrigkeiten zu beantworten haben. Ich persönlich traue das keinem der jetzt aktiven Wichtigtuern zu- von kraftvollen Entscheidungen ganz zu schweigen. Wie sagt doch unser Herr Bundespräsident? Die Kunst des Kompromisses ist gefragt. Derzeit gilt es in Europa,  Pest, Cholera und Tuberkulose in einer Koalition der Maroden zu vereinen. 

Kommentare
Günther Schneider am 23.02.2025 um 14:34 Uhr:

Warum wurde der scheinbar nun allheilende Kompromiss nicht mit der gleichen Vehemenz auch während der FPÖ-ÖVP Verhandlungen vom HBP forciert???

Köllerer Horst am 23.02.2025 um 13:12 Uhr:

Der " Austausch" von Tausenden von Beamten nach einem Präsidentenwechsel in den USA ist meines Wissens kein Novum, das wird vom ORF und anderen Mainstream-Medien verschwiegen. Der jetzige Abbau von US-Beamten hat natürlich eine besondere Handschrift, um wirtschaftsbehindernde od. soziale Kostenfaktoren (gem. Trump-Doktrin) los zu werden.