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Klaus Woltron

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Gott und seine Nachfolger sind tot

Die Rückkehr zur Hordengesellschaft

Klaus Woltron
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Klaus Woltron

Ihnen ist auch schon aufgefallen, dass das Durch — Über — und Untereinander auf allen Ebenen immer intensiver wird?  Kein Wunder.  

Was früher unbestritten galt — zumindest die 10 Gebote, oder das sogenannte Naturrecht — wird heutzutage ganz selbstverständlich in Frage gestellt oder bereits abgelehnt. Man diskutiert aggressiv über Werte, Moral, Religionen, Götter unterschiedlicher Provenienz. Tabus werden —  oft höchst profitabel-  gebrochen, Videos, die noch vor 50 Jahren ein Verdammnis zur  Höllenfahrt  ausgelöst hätten, von Zehnjährigen interessiert betrachtet.  Genitalien rücken in den Brennpunkt des Interesses, halbierte Leichen und abgeschlagene Köpfe erschrecken den Surfer im Internet. Hohe Politiker bekennen sich cool zu ihrer Pädophilie, Zäune zwischen Staaten werden gebaut und verdammt, die EU — Nationen bezichtigen einander des Nationalismus, während sie klammheimlich ihre eigenen Grenzen und Budgets sichern. Manche freuen sich über das Wachstum von Städten und deren Wirtschaftskraft, während andere die dadurch ausgelösten Umweltprobleme beklagen. 

Allabendlich  ereifern sich selbsternannte Experten über die Auffassungen des jeweils anderen, eine Hälfte der Menschheit glaubt an den einen, die andere an etliche andere Götter. Unterschleif, Betrug und klammheimliches Schwindeln steigen in der Achtung, falls nicht gerade die eigenen Interessen betroffen sind.  Das Klima erhitzt sich, niemand weiß, warum, und alle sind bemüht, dies auf 2 Grad zu beschränken, während sich Sonne, Mond und Sterne nicht sonderlich darum scheren.

Es scheint, die Menschheit stünde Kopf, nachdem sie sich in den letzten vierzig Jahren verdoppelt hat. Bis dahin brauchte sie etwa 1 Mio Jahre: Es ist also ein eher drastischer Sprung. Liegt dort des Rätsels Lösung? Hat die menschheit den bis heute beobachtbaren Pfad der Konvergenz, der Vereinheitlichung von moralischen, sittlichen und politischen Regulativen verlassen?

Vor etlichen zehntausend Jahren zogen kleine Gruppen von Jägern und Sammlern umher, fast ohne Kontakt zu anderen. Alles außerhalb der eigenen Horde war Feind, hatte ganz eigene Regeln und Traditionen und Riten Gesetze gab es nur im Kopf. Der Mensch — das erste Wesen, das sich kraft seiner Vorausschau und der Fähigkeit, eigene Regeln aufzustellen, für eine — wie man heutzutage mehr und mehr erkennen kann, begrenzte — Zeitspanne aus dem Korsett der blinden Evolution befreien konnte, schuf sich innerhalb seiner Horde ganz eigene, von Clan zu Clan höchst unterschiedliche Weltanschauungen.

Über Jahrtausende hinweg, und unter unsäglichen Leiden, Kämpfen, Millionen Todesopfern, Aufbau und Verfall großer Kulturen und Religionen schrumpfte die Zahl der Weltanschauungen und Götterbilder auf einige Dutzend, zahllose kleinen Sekten abgerechnet. Die Ursache dafür lag darin, dass sich einzelne Mächte durchsetzten, andere unterwarfen und ihnen ihre eigenen Riten aufoktroyierten. Die Zahl der Gläubigen an Gott, Allah, Vishnu und Co nahm entsprechend drastisch zu. Zwischendurch gab es stets Einzelne, die die Existenz eines höheren Wesens per  individuelle Erkenntnis überhaupt ablehnten. Sie blieben aber allein und wurden wütend verfolgt, endeten oft am Kreuz oder Scheiterhaufen, ihre Bücher wurden verbrannt, ihre Erkenntnisse totgeschwiegen. Dieses Schicksal widerfuhr z.B. Lukrez und seinen Adepten in Humanismus und Renaissance. Immer stärker aber wurde über die Jahrhunderte hinweg die einigende Kraft der Götterei — unter den verschiedensten Fahnen. 

 Ein Fußballklub wird durch das Interesse an seiner Mannschaft und deren Erfolgs- oder Mißerfolgsgeschichte zusammengehalten. Siege schweißen zusammen, Niederlagen spornen an. Wenn sie zu lange andauern, enttäuschen sie und führen zur Aufgabe des Glaubens an das Objekt und zur Auflösung. Dasselbe gilt für Firmen, Parteien, Weltanschauungen und Religionen. In letzteren beiden Fällen bestehen Niederlagen hauptsächlich darin, dass der Glaube an die gemeinsamen uralten Geschichten, Prophezeiungen, Gesetze, Ge- und Verbote umterminiert und nicht mehr als "wahr" angezweifelt wird. Diese Entwicklung nahm, nachdem der Vormarsch des Intellekts und der Wissenschaften immer offensichtlicher wurde, eine explosionsartige Weiterung im 19. Jahrhundert an. 

Die Reaktionen waren europaweit enorm, als Friedrich Nietzsches Werk nach seinem Tod 1900 langsam bekannt wurde. Seine drastische Ablehnung der Religion, unter der vereinfachenden Parole "Gott ist tot", aus dem Munde seiner beiindruckenden Zarathustra — Figur beeindruckte Generationen von jungen Menschen — und tot dies heute noch. Darwins Erkenntnis, dass der Mensch — besser der heutige Homo sapeins — nur ein vorläufiger Endpunkt einer Jahrmillionen langen  Entwicklung der Natur, unter der — wiederum sehr stark vereinfachenden — Devise trial and error sei, samt vielen anderen Erkenntnissen aus allen möglichen Wissenschaftszweigen verhalf dem um sich greifenden Atheismus in den verschiedensten Form zu weiterem Auftrieb. Dennoch glaubt ein grpoßer Teil der menschheit — je rückständiger betreffend die soziale Entwicklung, desto mehr — an Götter unterschgeidlichster provenienz, samt den damit verbundenem sozialen Kitt an moralischen und ethischen RTegeln. 

In den sogenannten hiochentwickelten Ländern des Westes aber ist eine Heterogenisierung der denkweisen zu beobachten. Die Zerstörung des traditionellen Gottesglaubens höhlt zunehmend auch die damit verbundenen Systeme aus Ge — und Verboten aus, die Menschen machen sich immer stärker auf die Suche nach Sinn und neuen Formen des Zusammenhalts. Man nutzt dazu einerseits in hohem Maße den Intellekt und verlkiert sich in komplzieretstesn Definitionen, was denn nun das allgemeine Beste wäre, oder fällt in atavistische Glaubensform bis hin zu ............. rein emotionalen, jelgiche intellektuelle Infragestellung ablehnenden Ansichten zurück. 

Die Demokratie mit ihren Möglichkeiten, immer mehr Überkommenes in Frage zu stellen und die Ergebnisse zur Basis neuer Vernindungen, Parteien und Gesinnungsgemeinschaften zu machen, unterstützt diese fragmentierende Tendenz. Die neuene Formen der Kommunikation bieten Heilslehreren jeglicher provenienz die Möglichkeit, zweifelnde gemüter nmit bombensicheren heilslehren, ohne jegliche Kontrolle und Vorauswahl der Arguimente durch Dritrte, zu überfluten. 

Wanderung

Vermischung der Religionen

Das Resultat: Die ursprünglich einigermaßen homogene Gesellschaft zersplittert sich wieder in einzelne  Stämme, Horden und Clans, fast wie vor 10.000 Jahren. 

Dies alles zusammengenommen, 

Kommunismus

Darwinismus

Ökologismus

Keynesianismus

Monetarismus

Anarchismus

Katholizismus

Islam

Hinduismus

Buddhismus

Sekten

Freimaurer

Bünde

Parteien

Kommentare
Marcus Franz am 03.01.2016 um 06:32 Uhr:

Gute Diagnose. Bin weitgehend Ihrer Meinung, wir erleben einen totalen Zerfall unter einem durch eine Konformismus-Decke zusamnnegehaltenen Äusseren. Im Westen wird diese Decke durch Logos, Marken u Mainstreammeinung gebildet, drunter ist alles konfus, beliebig und halt "irgendwie".
Aber ein Kritikpunkt am Text: Nietzsche war kein Religionsfeind, da wird er immer falsch interpretiert. Er war Kritiker derselben, oft heftigst. Aber diese Kritik entsprang seiner Enttäuschung über den Zustand v.a. des Christentums. Als Pastorensohn hat er sich schon sehr früh mit dem Problem auseinander gesetzt.