Die Legende von der Friedensdividende

Die Vereinigten Staaten geben pro Kopf etwa 2.900 US-Dollar für ihr Militär aus, insgesamt 917 Milliarden Dollar. In den EU- Staaten verbraten die Kriegsherren 417 Milliarden – weniger als die Hälfte, 1100 Dollar/Kopf  (alle Zahlen auf Basis 2024).

Die Differenz zum Waffendollar/Einwohner zwischen den USA und Europa von etwa 1800 $ wird als „Friedensdividende“ geführt: Vorteile, die entstehen, wenn Militärausgaben reduziert und die Mittel in Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und Sozialsysteme umgeleitet werden.

Wo das eingesparte Geld bleibt

Es versteckt sich in unterschiedlichen Konten. Die enormen Militärausgaben der USA schlagen sich u.a. in den exorbitante Staatsschulden nieder:

  • 110.000 US-Dollar pro Kopf.
  • Im Vergleich dazu die EU: 30.000 US-Dollar pro Kopf).

Wirtschaftswachstum (Prognose 2025):

  • USA: 1,8–2,2 %
  • EU:    1,1 %

Öffentliche Sozialausgaben:

  • USA: 19 % des BIP
  • EU:    27 % des BIP

Wasserköpfe und Doppelgleisigkeiten

Verwaltungskosten USA, EU- Institutionen und Mitgliedsland Deutschland

Ein sehr großer Teil der Friedensdividende in Europa fließt auf die Gehaltslisten von Bundes- und Regionalpolitikern und deren gewaltige Dienerschaft in Parteiorganisationen, Parlamentsbeschäftigten und Heeren von Beamten. Dies zeigen die (KI- generierten) Schaubilder in erschreckender Deutlichkeit. Europa und seine Mitgliedstaaten konzentrieren sich darauf, zu verwalten, Verbote und Gebote auszuarbeiten und diese mit einem enormen Mitteleinsatz zu kontrollieren.

Die Union erwürgt ihre Wirtschaft durch sagenhafte administrative Hürden. Allein für den internen Dienstleistungshandel entsprechen diese einem Zoll von 110 %. (IWF).  Der Kontinent altert: 1980 zahlten in Europa etwa fünf Bürger im erwerbsfähigen Alter für jeden Rentner. Heute sind es drei; bis 2050 werden es nur noch zwei pro Rentner sein. Arbeit wird durch abgehobene Sozialstandards unattraktiv gemacht. Die EU versucht unverdrossen, ihre Regeln in Bezug auf Umwelt, Arbeitsbedingungen und vieles mehr über ihre Grenzen hinaus durchzusetzen. Man hofft, diese Vorschriften zu globalen Standards erheben zu können.  Währenddessen schrumpft die industrielle Infrastruktur in rasender Geschwindigkeit.  Europas Anteil in der Weltwirtschaft sinkt.

Vergleich Verwaltungskosten Österreich/USA

Die Selbstfesselung

Kollektive Enteignung durch „Sondervermögen“

Die Grundlagen unseres Wohlstands wanken. Man will das Geschehen mit horrenden Staatsschulden und einer Investitionskampagne in die Waffenproduktion ausgleichen. Dass die Staatsverschuldung die Abhängigkeit von mächtigen internationalen Investoren vergrößert, die Spielräume für Forschung und Entwicklung einengt und eine fortlaufende Enteignung der Sparer und Pensionisten bedeutet, wird dabei stillschweigend in Kauf genommen.

Denkt man diese Entwicklung zu Ende, kommt man zu einer betrüblichen Schlussfolgerung: Nachdem die Flucht ins „Sondervermögen“ (Begriffsfälschung für gigantische neue Schulden) darin enden wird, dass die Waffenarsenale aufgefüllt und damit entweder ein neuer Krieg begonnen wird oder das Schießzeug verrostet, wird man mit dem Latein – oder insgesamt- am Ende sein. Was dann?

Bewaffnet bis zu den Goldzähnen

Längst vergessen ist, dass etliche Wirtschaftswunder nicht zuletzt auf den Trümmern zweier Weltkriege erwuchsen und derzeit– mit Ausnahme der Ukraine- keinerlei Trümmer zum Wiederaufbau anstehen. Vorerst muss man sich allerdings mit den Vorbereitungen der nächsten gewaltigen Vernichtungen– der Bewaffnung bis an die, in Europa immer häufiger dritten– Zähne befassen. Nachdem der Verfallsprozess der Wirtschaft und der aufgeblasenen Infrastruktur samt Sozialsystem, luxuriösen Verbrauchergewohnheiten, doppelt und dreifachem politischem Personal, verweichlichten und leistungsfernen Staatsbürgern, kollektivistischen Steuern und Zwangsabgaben zusammenzubrechen droht, ist rundum lautes Klagegeheul zu vernehmen.

Die Schlussfolgerungen

Europa hat die Friedensdividende großteils in unproduktiven Bereichen, wie aufgeblasenen Regierungs- und Verwaltungsstrukturen, leistungshemmende Sozialgesetzen, unwirksame Klimaverordnungen und unzureichenden Regeln für den demografischen Wandel und die Migration verschwendet. Um die Frage der Bewaffnung verantwortungsvoll vorzubereiten, müssten folgende Punkte geklärt werden:

Woher kommt die Bedrohung?

  • Ist sie real?
  • Mit welchen Mitteln kann man ihr begegnen?
  • Werden diese ausreichen?
  • Was ist in den Heeresstrukturen zu tun?
  • Wie hoch sind die erforderlichen Summen?
  • Wie kann man diese aufbringen, ohne das Staatsdefizit explodieren zu lassen?
  • Worauf an der einstigen Friedensdividende muss man dabei verzichten?
  • Wie kann man die Kosten für Verwaltung in produktive Aktivitäten umlenken?
  • Was wird das alles für politische Konsequenzen haben?

Waffenproduktion  als Wirtschaftsmotor

Anstatt Antworten auf diese Fragen zu hören, lauscht der verängstigte Bürger im TV dem Donner der Geschütze und Zischen der Raketen. Schon Heraklit von Ephesos schrieb im fünften Jahrhundert v. Chr. „Der Krieg ist aller Dinge Vater.“ Das sind Worte, die heutzutage angesichts von Millionen Toten der beiden Weltkriege zynisch erscheinen. Dennoch scheint man sich abermals auf diesen verhängnisvollen Weg zu begeben. All das erinnert an die Geschehnisse in der Phase vor dem Ersten Weltkrieg. Nimmt man diese Erkenntnis nicht ernst, läuft man Gefahr, den Teufel „Stagnation“ mit dem Beelzebub „Waffen her!“ abzutauschen:

Wir laufen wie Schlafwandler ins nächste Fiasko.

Christopher Clark hat das in seinem gleichnamigen Buch  bereits 2013 eindringlich vor Augen geführt.