Die Zweige des Lebensbaumes

Als Leitgedanke der Entscheidung Israels, die nukleare Bedrohung durch den Iran ein für allemal auszuschalten, wirkt die uralte Lehre  der  jüdischen Mystik (Kabbala) vom Lebensbaum, auf dem die drei „Sephirot“ ruhen:

  • Chochmah (Weisheit) : Der erste Funke einer Idee
  • Binah (Verständnis) : Analysieren und Ausarbeiten.
  • Daat (Wissen) : Die Anwendung des Wissens.
Zerstörungen in Teheran

Dieses kabbalistische Gleichnis hat Israel im Umgang mit der nuklearen Bedrohung des Mullah-Regimes den Weg gewiesen: Trotz aller Sanktionen, Verhandlungen und Kontrollen rückte der Iran immer näher an die Nuklearwaffenfähigkeit heran. Die Erkenntnis, dass der bisherige Weg erfolglos war, bewirkte, was am Freitag, dem 13. Juni ablief.

Der Angriff

Die Einwohner Teherans erlebten eine Nacht des Schreckens. Sie wurden erschüttert von Explosionen und der Nachricht, dass hochrangige Militärkommandeure getötet und streng geheime Atom- und Militärstützpunkte von israelischen Kampfjets angegriffen worden waren. Der israelische Geheimdienst Mossad hatte den Luftangriff mit verdeckten Einsätzen tief im Landesinneren der Islamischen Republik  vorbereitet.

Tod hoher Militärs

Getöteter General

 Brigadegeneral Mohammad Bagheri, der Oberbefehlshaber des Militärs, wurde getötet, ebenfalls der Oberbefehlshaber der iranischen Revolutionsgarde, General Hossein Salami, und ein weiterer hochrangiger Kommandeur, General Gholamali Rashid. Zudem kamen sechs iranische Nuklearwissenschafter ums Leben. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete den Angriff als letztes Mittel, um eine nuklear bewaffnete iranische Armee zu verhindern, die Israel als existenzielle Bedrohung betrachtet.

Zerstörung von Nuklearanlagen

Unterirdische Bunker Natans

Die israelischen Angriffe zielten auf Natans, die wichtigste Atomanlage nahe Isfahan, und den Militärstützpunkt Parchinj.  Die Anlage befindet sich bis zu 40 Meter unter der Erde, ist von einer ungefähr 7 Meter dicken Betondecke geschützt und dient der Urananreicherung. Mindestens ein Dutzend Militärstützpunkte, Raketendepots sowie Atom- und Militärforschungszentren in mehreren Städten Irans wurden ebenfalls getroffen. Reporter des iranischen Fernsehens berichteten aus den betroffenen Vierteln: Etliche  Wohnhäuser waren schwer beschädigt,  Dächer mehrerer Gebäude eingestürzt.  In der Jamkaran-Moschee in der Stadt Ghom versammelte sich am Freitagmorgen Regierungsanhänger und deklamierte „Tod Israel!“ und „Tod Amerika!“ Mittlerweile wurden auch aus Israel Todesfälle und schwere Schäden durch iranische Drohnen gemeldet.

Schäden in Israel

Der Trump-Faktor

Die USA dementierten, in das Geschehen eingebunden gewesen zu sein. Angesichts der Warnungen, die sie einen Tag vor dem Angriff an ihre Botschaften in arabischen Staaten ergehen ließen, klingt dies wenig glaubwürdig. Auch der Umstand, dass die Familie des amerikanischen Präsidenten etliche jüdische Personen umfasst, unterstützt diese Vermutung. Jared Kushner, Ehemann von Trumps Tochter Ivanka, ist orthodoxer Jude, seine Vorfahren waren Holocaust-Überlebende aus Polen. Ivanka konvertierte 2009 vor ihrer Hochzeit zum Judentum und nahm den hebräischen Namen Yael an. Jared Kushner und Benjamin „Bibi“ Netanyahu, der israelische Präsident, wiederum sind durch familiäre und persönliche Beziehungen seit Kushners Kindheit verbunden. (Bob Woodward, „Rage“; 2020), es ist daher  anzunehmen, dass diese Umstände die Entscheidungen des Präsidenten maßgeblich beeinflussen.

Donald Trump in der Zwickmühle

Iran: Eine wechselvolle Geschichte

Die Beziehungen zwischen Iran und Israel reichen bis in biblische Zeiten zurück, als persische Könige den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem ermöglichten. Juden lebten über 2700 Jahre im heutigen Iran, und bis 1979 war die jüdische Gemeinde dort eine der größten außerhalb Israels. Vor der islamischen Revolution 1979 waren die Beziehungen unter Schah Mohammad Reza Pahlavi freundschaftlich. Iran erkannte Israel 1948 als einer der ersten muslimischen Staaten an und wurde ein wichtiger Verbündeter gegen arabische Staaten.

Die islamische Revolution 1979 unter Ajatollah Ruhollah Chomeini markierte einen Wendepunkt. Iran brach alle Beziehungen zu Israel ab, erkannte dessen Existenzrecht nicht mehr an und machte die Zerstörung Israels zur Staatsdoktrin. Khomeini unterstützte die  Hamas sowie die Hisbollah, die 1982 mit iranischer Hilfe im Libanon gegründet wurde.

Kyros der Großs

Irans Atomprogramm verschärfte die Spannungen. Israel führte verdeckte Operationen durch, etwa die Zerstörung iranischer Atomanlagen (z. B. Stuxnet) und die gezielte Tötung iranischer Wissenschaftler. Iran unterstützte weiterhin Milizen wie Hisbollah und Hamas.

Iran nähert sich Russland und China an. Die Mehrheit der iranischen Bevölkerung scheint die anti-israelische Politik nicht zu unterstützen, doch das Regime hält an seiner Linie fest.

Kommt eine Zeitenwende?

Der Ausgang des jetzt begonnenen offenen Konflikts ist ungewiss. Ein Sturz des Mullah-Regimes wäre eine historische Chance für den Iran: Die Bevölkerung ist überwiegend westlich eingestellt und empfindet das Regime als Bedrückung.  Der Ausgang hängt von internen Kräfteverhältnissen, wie der Stärke der Opposition, externen Akteuren (USA, Israel, Saudi-Arabien, Russland) und natürlich vom Kräftemessen der Waffen ab. Eine erfolgreiche Transformation würde eine klare Führung, internationale Unterstützung und einen Plan zur Konsolidierung erfordern. „Ob diese Rechnung Netanyahus aufgeht, ist offen. Klar ist nur, dass sich Irans Atomprogramm nicht auf einen Schlag zerstören lässt. Die große Frage lautet, ob die Teheraner Hardliner nun erst recht eine atomare Bewaffnung beschließen werden.“ (NZZ).

Ohne stabilisierende Kräfte könnte der Iran in ähnliche Probleme wie andere Länder nach Regimewechseln (z. B. Irak oder Libyen) schlittern- oder in einen langen, blutigen Kampf, wie die Ukraine.

(Quellen: Websearch, KI, letzte Pressemeldungen)