Die Festung
Als ich auf dem fast unersteigbaren Felsen von Masada, der Burg König Herodes‘, hoch über dem Toten Meer stand, beschloss ich, die Chronik dieser Festung zu studieren. Die ganze Geschichte erzählt Josephus Flavius, ein Zeitzeuge, in seinem Bericht „Der jüdische Krieg“. Dieser dauert, nach Diaspora, Staatsgründung und zahllosen Schlachten noch immer an.
Das bis dato letzte Gefecht beschreibt Bob Woodward in seinem Bericht „Krieg“, erschienen 1.952 Jahre nach Josephus‘ Chronik. Nachstehend überlasse ich Ihnen beide Schilderungen, ergänzt um die Geschichte der Diaspora und des Staates Israel, in verkürzter Form und ohne jeden Kommentar zur Lektüre.
Der Jüdische Krieg (Josephus Flavius)

Im Jahr 66 n.Chr. brodelte es in Judäa. Die römische Besatzung trieb das jüdische Volk in die Verzweiflung. Eine Gruppe fanatischer Zeloten übernahm die Kontrolle über Jerusalem und vertrieb die römische Garnison. Der Aufstand breitete sich wie ein Lauffeuer aus.
Josephus, ein junger jüdischer Kommandant namens Josef ben Matitjahu, wurde mit der Verteidigung Galiläas betraut. In der Stadt Jotapata führte er einen erbitterten Widerstand gegen die römischen Truppen unter Vespasian. Nach einer langen Belagerung fiel Jotapata, und Josephus ergab sich 67 n. Chr. den Römern. Seine Gefangennahme markierte einen Wendepunkt: Er prophezeite Vespasian, er werde Kaiser werden, und gewann so dessen Gunst. 69 n. Chr. gelang Kaiser Vespasians Sohn Titus die Niederschlagung des Aufstands.
Im Sommer 70 n.Chr. fiel Jerusalem. Der Tempel, das spirituelle Herz des Judentums, ging in Flammen auf – Josephus zufolge gegen Titus’ Willen. Die Festung Masada fiel erst 73 n. Chr. nach einem Massenselbstmord der Verteidiger. Die Römer töteten, vertrieben oder versklavten einen Großteil der jüdischen Bevölkerung.
Die jüdische Diaspora (Literaturzusammenstellung)
Viele Juden wurden nach Babylon, Ägypten und Kleinasien verschleppt. Trotz gelegentlicher Verfolgungen, wie den Pogromen unter römischer Herrschaft oder späteren Einschränkungen in byzantinischen Gebieten, konnten sie Handel, Wissenschaft und Kultur weiterentwickeln.
Im Mittelalter wuchs die Diaspora vor allem in Europa. In Spanien und Portugal erlebten Juden eine Blütezeit, bis die Reconquista und die Inquisition sie 1492 zwang, auszuwandern oder zum Christentum zu konvertieren. Viele flohen nach Nordafrika, in das Osmanische Reich und nach Mitteleuropa. Im osteuropäischen Raum, besonders im heutigen Polen, Litauen und Russland, entstanden große jüdische Gemeinschaften mit eigener religiöser und kultureller Identität.

Ab dem 19. Jahrhundert erlaubte die jüdische Emanzipation in Westeuropa größere gesellschaftliche Teilhabe. Gleichzeitig wuchs die Migration in die USA, wo Juden wirtschaftliche Chancen suchten. Antisemitismus, wirtschaftliche Not und politische Unterdrückung führten insbesondere in Osteuropa zu massiven Auswanderungswellen.
Die jahrhundertelange Diaspora endete faktisch erst mit der Gründung des Staates Israel 1948, der nach dem Holocaust und der Shoah, in der Millionen europäische Juden ermordet wurden, eine nationale Heimstätte bot. Die Diaspora hatte die jüdische Identität jedoch über fast zwei Jahrtausende bewahrt und weltweit verbreitet, wobei Religion, Kultur und Gemeinschaft das Fundament für das Überleben des Volkes bildeten.
Der Staat Israel (Literaturzusammenstellung)
Israel wurde am 14. Mai 1948 gegründet, nach dem UN-Teilungsplan von 1947, der das Land in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufteilen sollte. Die Gründung führte sofort zum arabisch-israelischen Krieg von 1948/49. Israel konnte den Krieg siegreich beenden und erweiterte sein Territorium über die ursprünglich vorgesehenen Grenzen hinaus. Hunderttausende Palästinenser flohen oder wurden vertrieben, ein Ereignis, das als Nakba („Katastrophe“) bekannt ist.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Israel zu einem modernen Staat mit funktionierender Demokratie, einem starken Bildungssystem und einer dynamischen Wirtschaft. Der Sechstagekrieg 1967 markierte einen weiteren Wendepunkt: Israel eroberte das Westjordanland, den Gazastreifen, die Golanhöhen und die Sinai-Halbinsel, was zu dauerhaften Spannungen mit den Palästinensern und den arabischen Nachbarn führte. Der Jom-Kippur-Krieg 1973 brachte schwere Verluste, stärkte aber Israels Sicherheitsstrategie.
Im „Friedensprozess“ erzielte Israel wichtige Vereinbarungen: 1979 mit Ägypten (Camp-David-Abkommen) und 1994 mit Jordanien. Die 1990er-Jahre brachten zudem die Oslo-Abkommen mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), die begrenzte Selbstverwaltung in Teilen des Westjordanlands und Gazas vorsah, aber keinen endgültigen Frieden. Der Zweite Libanonkrieg 2006 und mehrere Gaza-Kriege seit 2008 verdeutlichten die anhaltende Instabilität.
Seit 2020 hat Israel durch die Abraham-Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Marokko und Sudan seine Position verstärkt. Trotz dieser Fortschritte bleibt der Konflikt mit den Palästinensern ungelöst.
Krieg (Bob Woodward)

Nach dem überraschenden mörderischen Angriff der Hamas im Oktober 2023 unterstützte die US-Regierung das Land finanziell, logistisch und durch Waffenlieferungen. Mit der zunehmenden Zahl ziviler Opfer im Gazastreifen wuchs der Druck auf Präsident Joe Biden, stärker auf humanitäre Belange zu achten und Israels Vorgehen kritisch zu hinterfragen. Biden äußerte intern deutliche Zweifel an Premierminister Benjamin Netanyahu und warf ihm mangelnde strategische Weitsicht vor. Besonders umstritten waren Israels Bodenoffensiven, etwa in Rafah, die zu Spannungen zwischen Washington und Jerusalem führten. In der zunehmend belasteten Allianz schwankten Loyalität und moralische Verantwortung in einem schwieriges Gleichgewicht.
Trumps Friedensplan (Literaturzusammenstellung)
Am 8. Oktober 2025 wurde die erste Phase des Friedensplans unterzeichnet. Diese sah vor, dass alle lebenden israelischen Geiseln innerhalb von 72 Stunden freigelassen werden, im Austausch gegen 2.000 palästinensische Gefangene. Israel begann mit dem teilweisen Abzug seiner Truppen aus Gaza.
Trotz einiger Fortschritte bleiben zahlreiche Herausforderungen bestehen, darunter die vollständige Demilitarisierung Gazas, die Einrichtung eines internationalen Stabilisierungsteams und der vollständige Rückzug der israelischen Truppen. Premierminister Benjamin Netanyahu betonte, dass ein vollständiger Rückzug von der Bedingung der Demilitarisierung Gazas abhängt. Die Hamas akzeptierte, dass sie Gaza nicht mehr regieren wird, strebt jedoch weitere Verhandlungen an.
Trotz des Friedensplans bleibt die Situation in Gaza fragil. Es bleibt abzuwarten, ob die vereinbarten Maßnahmen langfristigen Frieden und Stabilität in der Region bringen werden.
Nachwort

Diese Beispiele sind nicht die einzigen Berichte über das Volk der Juden, die ich studiert habe. Vom Alten Testament zu Jakob Wassermann, über Lion Feuchtwanger, die „Juden von Barnow“ in der Ukraine (Karl Emil Franzos) bis zu den Romanen von Joseph Roth usw. verfolgte ich die Spuren des Volkes, welches sich als „Das Auserwählte“ bezeichnet. Es sind Fährten, welche die Weltgeschichte bis zum heutigen Tage maßgeblich beeinflussen.