…..Oh wie gut, dass niemand weiß
Dass ich Rumpelstilzchen heiß´!

Was hat dieser alte Märchen-Reim mit dem Weltenherrscher in Washington zu tun? Wie der Gnom, der sich, nachdem sein Name aufgedeckt ist, vor Zorn mitten entzweireißt, wird auch Donald Trump eines Tages aus der Haut fahren- dann, wenn seine ungeheuerlichen Machenschaften endgültig enttarnt sind. Trump ist kein bösartiger Zwerg, sondern ein furchterregender Koloss, das Gegenteil eines Menschen im Besitz der alten Tugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Heldentum, Mäßigung und Wahrhaftigkeit.

Schlau, aber nicht weise, gerecht nur dann, wenn es seinem maßlosen Ego nützt, wenn es gilt, Gegner in den Schmutz zu treten und Lügen schamlos zu wiederholen. Der Trumpelstilz ist in allen Untugenden unmäßig: beim maßlosen Flunkern, bei der Gier nach Geld, Selbsterhöhung, unumschränkter Macht, der Weltherrschaft.

Irrlichternde Strategie

Einige Zeit lang ließ ich mich von den Berichten über die eindrucksvolle Tatkraft und die Unbekümmertheit Trumps beim Angehen längst fälliger Reformen blenden. Eine genauere Befassung mit den vielen haarsträubenden Schilderungen, welche seinen Charakter und seine Machenschaften beschreiben, belehrten mich nun endgültig eines Besseren: Es gibt keinen passenderen Ausdruck als „Stilz“, um Donald Trump zu beschreiben. Diese nicht existente Benennung kennzeichnet seine politische Strategie: Es gibt sie nicht. Er folgt, wohl ohne sich dessen bewusst zu sein, der Devise der Cheshire-Katze in „Alice im Wunderland“: Gefragt, welchen Weg Alice nehmen soll, antwortet sie: „Wenn du nicht weißt, wohin du willst, ist es egal, welchen Weg du nimmst. Dann kommst du immer irgendwo an.“ (Lewis Carroll,1865) .

Es geht Trump bei all seinen Projekten ausschließlich darum, zu zeigen, dass allein er in der Lage ist, sie erfolgreich zu vollenden. Er benutzt alle, die ihm dabei helfen, unverfroren als Krücke zur Darstellung seiner selbst. Wie Rumpelstilzchen tanzt er ums Feuer und freut sich diebisch, dass niemand zu wissen scheint, wer er tatsächlich ist und wie er all seine Unterstützer missbraucht, um sich selbst zu erhöhen. Ein maligner Narzisst als Weltherrscher.

„Heute back ich, morgen brau´ ich, übermorgen hol ich mir der Königin ihr Kind….“

Wenn er von seinen Helfern durchschaut wird, diffamiert und feuert er sie schamlos. In seiner ersten Amtszeit (2017-2021) hatte Trump einen enormen Verschleiß an Mitarbeitern. Im Schnitt betrug deren Amtsdauer nur knapp zweieinhalb Monate. Derzeit sägt er am Ast des Chefs der US-Notenbank, Jerome Powell. 2020 lobte Trump den FED-Chef noch: Dieser habe „in den letzten sechs Monaten wirklich einen guten Job gemacht.“ Fünf Jahre später nennt er ihn „Schwachkopf“ und „dummen Kerl“ und fordert dessen Rücktritt.

Die Quellen

Der Umschwung meiner Einstellung zu Trump ist nicht auf die immer schon kritische Berichterstattung linkslastiger Medien zurückzuführen. Er gründet sich auf die Interpretation zahlreicher quergecheckter Berichte. Trumps Schwester Maryanne Trump-Barry z.B. beschrieb ihn 2020 als „Lügner “„prinzipienlos“ und als „grausam“. David A. Graham beschreibt in seinem Werk „Project 2025“ wie sein radikales Netzwerk in Amerika die Macht übernimmt.

Aufschlussreich ist das Buch „Rage“, welches auf 18 Interviews mit Trump beruht. Dessen Autor, Pulitzer- Preisträger Robert„Bob“ Woodward (*1943) ist ein US-amerikanischer Journalist (Washington Post). Er deckte zusammen mit Carl Bernstein 1973 die Hintergründe der Watergate-Affäre auf und interviewte danach insgesamt 10 US-Präsidenten.

Woodward über Trump:

„Für ihn ist eine Lüge keine Lüge. Es ist einfach das, was er denkt. Er kennt den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge nicht.“
„Trump ist der falsche Mann für den Job. Der Präsident hat keinen moralischen Kompass.“

Jared Kushner, Trumps Schwiegersohn:

„Eine von Trumps größten Fähigkeiten ist es ‚ mit der Gegenseite Kämpfe zu beginnen, bei denen er sie dazu bringt, dumme Positionen einzunehmen.“


Provokation als Methode

Die Einschätzung Kushners erklärt die meisten seiner Manöver. Ob die Aufforderung an Kanada, als 51. Staat in die USA einzutreten, die Brüskierung Grönlands oder die Idee, den Panamakanal in Besitz zu bringen: Anmaßung und Kampfansage dienen als Test.

Seit Beginn seiner zweiten Amtsperiode nimmt er es mit der ganzen Welt auf. Er fordert zum Schutz der US- Arbeitsmarktes Zölle, damit sich für den dortigen Käufer Preise bilden, als ob die Produkte in den USA erzeugt würden – zum Schutz der eigenen Industrie. Die Tribute verbleiben dem Fiskus, die Konsumenten treffen massive Preiserhöhungen.


Mit der „Big Beautiful Bill“ versprach Trump eine goldene Zukunft. Etliche Punkte dieses Gesetzespakets bedeuten freilich Brüche von Wahlversprechen (Staatsverschuldung, ausbleibende Infrastrukturfinanzierung etc.) Das Versprechen, den Ukrainekrieg „binnen 24 Stunden“ zu beenden, mündete in ein bis heute andauerndes grauenhaftes Hickhack.


Eine klammheimliche Frage

Die endlose Kette von Skandalen (jüngst tauchten neue Verdächtigungen im Zusammenhang mit dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein auf) wird nun getoppt durch eine genüssliche Demütigung der Europäer. Während uns Donalds willige Vollstrecker in Brüssel dazu zwingen, teures Flüssiggas aus den USA zu beziehen, per Aufrüstung gegen den Erzfeind in Moskau die US-Waffenindustrie zu beschäftigen, die gesamten Kosten des von der NATO einst provozierten Ukraine- Krieges zu übernehmen und die sündteuren Rückwirkungen von 17 Sanktionspaketen zu erdulden, „belohnt“ man uns mit der Auferlegung von Zöllen für unsere Waren.

Manch Nachdenklicher stellt sich daher insgeheim die Frage,

…….wo verbirgt sich der wirkliche Feind Europas: In Moskau – oder in Washington?